Gastbeitrag von Daphne Osuna, Lena Christl und Benjamin Aifa
Eine Reise von der Atacama-Wüste bis ans Ende der Welt
Von spiegelnden Salzseen und ungewöhnlichen Felsformationen in der trockensten Wüste der Erde, über fruchtbare Weinregionen, bis hin zu blau schimmernden Gletschern und endlosen Weiten im Süden: Chile ist ein Land der Kontraste. Mit etwa 4300 Kilometern Länge ist das südamerikanische Land von der Nord-Süd-Ausdehnung her der längste Staat der Erde, hat dabei aber nur eine durchschnittliche Breite von gerade einmal 180 Kilometern. Deshalb herrscht in Chile eine große Vielfalt an Klima- und Vegetationszonen, die von dürren Sanddünen über Vulkanlandschaften und Primärwäldern reicht.
Dort, wo die Welt zu Ende ist
In Chile leben mit 18 Millionen Einwohnern gerade einmal etwa so viele Menschen wie in Nordrhein-Westfahlen, und das, obwohl das Land von seiner Fläche her gut doppelt so groß ist wie Deutschland. Man sagt, dass sich der Name Chile aus der Sprache des indigenen Andenvolkes Aymara ableitet und bedeutet: „Land, wo die Welt zu Ende ist“. Und genau so fühlt es sich an, wenn man im südlichen Patagonien von einem Andengipfel auf die schier unendlichen, menschenleeren Landschaften hinabschaut und sich von der unberührten Natur mit atemberaubenden Gletscherfeldern und Fjorden in den Bann ziehen lässt. Der berühmte Nationalpark Torres del Paine fasziniert Bergliebhaber mit tosenden Wasserfällen, bizarren Felstürmen und den drei Granitnadeln, den sogenannten „Türmen des blauen Himmels“.
Santiago – Das pulsierende Kulturzentrum Chiles
Weiter in der Landesmitte lockt die geschichtsträchtige Hauptstadt Santiago de Chile mit kolonialem Flair und der eindrucksvollen Kulisse der schneebedeckten Anden im Hintergrund. Auf dem Cerro San Cristobal lässt sich der beste Ausblick über die Stadt und die majestätischen Berge genießen. Die Hauptstadt Chiles ist eines der Herzstücke für Kunst und Kultur in Lateinamerika. Farbenfrohe Straßenmalereien zieren die Hauswände im Viertel von Yungay und Brasil. Auch viele renommierte Museen und Theaterhäuser ziehen Kunstliebhaber an, wie das Museo Nacional de Bellas Arte und das Museo de Arte Contemporáneo, die beide im prächtigen Palacio de Bellas Artes zu finden sind.
Auch wenn Erdbeben den historischen Gebäuden immer wieder zugesetzt haben, kann sich Santiago mit vielen prachtvollen Gebäuden präsentieren. Ein sehenswerter Platz der Kunstmetropole ist zum Beispiel die schöne Plaza de Constitución mit dem Regierungspalast Moneda. Zu den herrlichen Bauwerken der Hauptstadt gehören auch das Teatro Municipal oder die Kathedrale am Plaza de Armas und das Hauptgebäude der Universität von Chile.
Das Nachtleben in den Straßen Chile verspricht unterhaltsame Abende in rustikalen und alternativen Musik-Bars. Die Paseo Ahumada wird zur Flaniermeile der Hauptstadt, und im Stadtviertel Bellavista kann vor dem Ausgehen aus vielen Restaurants wählen.
Ein Ausflug aus der Stadt hinaus lohnt sich auch in die Weinanbaugebiete rund um Santiago, die vor allem für ihren guten Rotwein bekannt sind. Einen Abstecher sollte man unbedingt auch in die kleine Hafenstadt Valparaiso machen: Den Blick auf die kleinen Gassen und farbenfrohen Häuser genießt man am besten von den Aussichtspunkten auf den Hügeln der Stadt, und wer Glück hat, kann am Hafen sogar Seelöwen beobachten.
Auf dem Weg in den Norden
Die endlose Atacamawüste im Norden Chiles gilt als trockenste Wüste der Welt. Dort gibt es aber nicht nur Dürre und Sanddünen, sondern im Gegenteil abwechslungsreiche Landschaften: Spiegelnde Salzseen mit dort lebenden Flamingos und sprudelnde Geysire bieten eine einzigartige Atmosphäre. Das Valle de la Luna ermöglicht einen Spaziergang wie auf dem Mond und bietet zusätzlich die Möglichkeit, sich einmal im Sandboarding zu versuchen. Außerdem ist diese Region auch für alle attraktiv, die sich für das Universum interessieren, denn es gibt einige astronomische Observatorien und einen der schönsten Sternenhimmel der Welt zu beobachten. In den Anden finden sich noch immer indigene Völker und Kulturen aus der präkolumbischen Zeit.
Weit ab vom Schuss: Die mystische Osterinsel
Wer sich vom Festland 3700km aufs Meer hinaus bewegt, landet auf der polynesischen Osterinsel, die ebenfalls zu Chile gehört. An diesem geheimnisvollen, isolierten Ort entdeckt man die mystischen Moai: Statuen aus Stein, die einem aus dem grünen Gras das Gesicht zuwenden. Abgesehen von diesem magischen Platz kann man auch im Meer rund um die Osterinsel bei einem Tauchgang das glasklare Wasser mit Korallenriffen und versunkenen Moai-Statuen erkunden.
Die chilenische Lebensart: La Buena Onda
In der chilenischen Kultur wird einem als Reisender vor allem auch die Buena Onda, die „gute Stimmung“ auffallen. Gastfreundschaft und Herzlichkeit gegenüber Urlaubern wird bei den Chilenen groß geschrieben. Anders als in anderen Ländern fühlen sich Reisende hier nicht wie Massenware, sondern immer noch wie etwas Besonderes: Die Chilenen mit ihrer offenen, aufgeschlossenen, aber unaufdringlichen Art freuen sich über jede Unterhaltung. Am wichtigsten sind den Chilenen Familie und Freunde.
Im Süden setzt man sich gerne zu einer Runde Mate-Tee zusammen, einem Aufgussgetränk aus den Blättern des Mate-Strauches. Traditionell wird der Tee in einem Gefäß namens Kalebasse herumgereicht, was das ausgehöhlte und getrocknete Stielende eines Flaschenkürbisses ist. Normalerweise wird der Mate Tee in Gesellschaft getrunken, egal ob mit Freunden, der Familie oder mit Arbeitskollegen. Diese Rituale sind ein selbstverständlicher Teil der chilenischen Kultur, bei dem Kontakte und Freundschaften gepflegt und geknüpft werden.
Man wird nicht umhin kommen, von einer Reise nach Chile ein Stück der Fröhlichkeit und Unbeschwertheit mitzunehmen, die die Chilenen versprühen.
Chile ist Gastland beim spanischen Film- und Kulturfestival cinEScultura 2019