Zeitgenössisch, bunt und einfach gut: cinEScultura
Fast schon ein Jubiläum, ein kleines jedenfalls, denn cinEScultura, das spanisch(sprachig)e Film- und Kulturfestival in Regensburg geht vom 29. April - 29. Juni 2016 mit den Gastländern Valencia und Ecuador in die neunte Runde.
Grund zum Jubeln allemal. Das Festivalprogramm bietet ein buntes Panoptikum zeitgenössischer, aktueller, anregender Kultur.
Herausragend: Die Veranstaltungen im April sind allesamt deutsche Uraufführungen mit deutschen Untertiteln.
Ein radikales Musikerlebnis
29. April 2016, 19 Uhr im Jazzclub Leerer Beutel: Niño de Elche und Los Negros Soundsystem im Rahmen der großen Eröffnungsfeier
Francisco Contreras alias „Niño de Elche“ hat mit seinen dreißig Jahren die Konzepte des Flamenco mit einer Radikalität in Frage gestellt, die ihresgleichen sucht und ist momentan einer der angesagtesten Musiker Spaniens, der sich jeglicher Klassifizierung in gängige Kategorien entzieht. Während er mit seinem 2013 veröffentlichten Album Sí a Miguel Hernández - einer formidablen Hommage an den bekanntesten Lyriker seiner valencianischen Heimat – dem Flamenco noch weitgehend treu blieb, spielt er jetzt mit völlig unterschiedlichen Stilen und Darstellungsformen wie performance und spoken word. Seine neuste Arbeit Voces del extremo (2015), wurde von der spanischen Tageszeitung El País zum besten spanischen Album des Jahres gekürt.
Noch explosiver als diese klangliche Mischung sind die subversiven Liedtexte, die von jungen spanischen Lyrikern stammen und soziale und politische Missstände schonungslos anprangern: „Niño de Elche“ protestiert gegen Korruption und Konsumwahn, die Krise der Demokratie, gegen scheinheilige Linke und gegen die Gefahren der Globalisierung.
Keine leichte Kost, doch es steht außer Frage, dass er damit am Puls der Zeit ist, auch außerhalb von Spanien: In diesem Jahr wird er auf vielen internationalen Bühnen stehen, z.B. in London, Brüssel und Paris. Sein Konzert in Regensburg wird deutsch untertitelt sein.
Ein cineastisches Meisterwerk
El mundo sigue (1963) von Fernando Fernán Gómez (OmdU), in der Filmgalerie Leerer Beutel
30. April 2016 um 20.45 Uhr und 1. Mai 2016 um 12 Uhr
Jahrzehntelang war El mundo sigue (1963) ein unbekanntes Meisterwerk, von dem zwar viele gehört, das aber kaum einer gesehen hatte. Opfer der Zensur, denn Regisseur Fernando Fernán-Gómez liefert nach der Romanvorlage von Juan Antonio de Zunzunegui eine bissige Kritik am Spanien der Franco-Zeit, in deren Zentrum eine grundsätzlich gestörte Familie steht. Aber die Handlung ist nicht der einzige Grund dafür, warum El mundo sigue heute als eines der bedeutendsten Werke der gesamten spanischen Filmgeschichte gilt. Die perfekte Fotografie, ein beeindruckend intensives Schauspiel und ein zum Teil virtuose Montage machen den Film bis heute zu einem cineastischen Erlebnis.
2015 wurde El mundo sigue von Juan Estelrich, dem Patenkind von Fernán-Gómez restauriert und im Juli in den spanischen Kinos uraufgeführt, was einer kleinen Sensation gleichkam. Juan Estelrich und der Fernán-Gómez Spezialist José Luis Castro de Paz werden anwesend sein und sich nach der Premiere den Fragen des Publikums stellen.
Premio cinEScultura
30. April 2016 um 18:30 in der Filmgalerie mit sechs Kurzfilmen auf der Shortlist.
40 aniversario (J. Enrique Sánchez)
Piel canela (Alejandro de Vega de Unceta)
Bikini (Oscar Bérnàcer)
Mañana no es otro día (David Martín de los Santos)
Un encuentro (Miguel Berzal de Miguel)
El aspirante (Juan Gautier)
Amigas íntimas (Irene Cardona)