Begegnung
Zhao Bin ist ein chinesischer Künstler der neuen Kunstbewegung, die sich in China nach 1989 entwickelt hat. Elemente der Propagandakunst aus den Zeiten der chinesischen Kulturrevolution finden sich ebenso in seinen Bildern wie eine ironische Verarbeitung westlicher Werbesprache in der Markenwerbung - und treffen sich auf ganz verblüffende Weise.
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Seine Bilder sind dabei nicht nur ein Spiel mit der Ikonographie von Kulturrevolution und Pop-Art, sondern vielmehr eine Auseinandersetzung mit der Wirkung unserer Sehgewohnheiten - unabhängig von unserem kulturellen Hintergrund.
Das Fremde
Die Begegnung mit einer anderen Kultur ruft Staunen, Begeisterung oder Ablehnung, in jedem Falle aber Fremdheit hervor. Das Andere wird in Bezug zum Eigenen gesehen. Die andere Kultur steht nie für sich allein. Alle Interpretation erfolgt im Abgleich zum bereits Bekannten, ist perspektiviert, ist selektiv.
Vor über 12 Jahren kam Zhao Bin nach Deutschland und führte uns in seinem bildnerischen Werk auf höchst sympathische und ironische Weise unsere kulturellen Eigenheiten vor Augen und spielte mit den oft klischeehaften Vorstellungen, die wir von der chinesischen Lebenswirklichkeit haben, indem er sie überzeichnete und verfremdete. Das kam beim Publikum sehr gut an.
Und das Eigene
In der nächsten Schaffensphase thematisierte er seine persönlichen Erfahrungen mit seinen beiden Heimaten Deutschland und China, sein Hin- und Herpendeln zwischen Assimilation und Abgrenzung.
In seinen neuen Arbeiten aus den Jahren 2011 und 2012 gelingt es Zhao Bin mit seinem ihm eigenen Humor einen frischen, fremden und neuen Blick auf die chinesische Kultur zu werfen. Weder Selbstentfremdung, noch Identitätsverlust, sondern die spannendste Form von Exotik und eine hohe Kunst.
Vergangenheit
Zhao Bin studierte von 1999 bis 2006 an der Akademie der Bildenden Künste München freie Malerei in der Klasse von Professor Axel Kasseböhmer. Für seine Abschlussarbeit wurde ihm der Laura und Lorenz Reibling - Preis der Stiftung Kunstakademie München verliehen.
Zukunft
2013 hat er in China an mehreren Gruppenausstellungen teilgenommen. Eine davon wurde von Horst Baur kuratiert. Zhao Bin zeigte eine Serie von Papierarbeiten, in denen er das Thema „Nachrichten“ geschickt in humorvolle Comicstrips verpackte, die er auf identische Zeitungsseiten malte. 2014 werden neue Arbeiten erst in Shanghai, später in Berlin ausgestellt.
In Deutschland wird Zhao Bin seit 2005 von der Galerie Dr. Erdel vertreten.
Links
Helmut Hein: "Die Moderne als Schweinerüsselparade" in: Mittelbayerische Zeitung (3. Juni 2011)
Helmut Hein: "Die Helden der Westkunst" in: Mittelbayerische Zeitung (4. Dezember 2012)